Jesus sprach: Wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stürzten auf das Haus, stürzte es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet. Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da stürzte es ein und sein Fall war groß. Mattäusevangelium 7, 24-27

Meteora

Liebe Leserinnen und Leser!
Mit dieser Gleichnisrede beendet Jesus die Bergpredigt. Jene große Rede, die durch den Evangelisten Matthäus überliefert wurde, in der Jesus das Gesetz des Mose, die Tora, in ihrer Absicht schärft, unser menschliches Vertrauen ganz auf Gott zu setzen.


Selig wird der Mensch, der in einem unmittelbaren Verhältnis zu Gott steht. In solcher Gemeinschaft ist man wie das Salz der Erde und das Licht in einer dunklen Welt.
Es geht nicht mehr darum, sich an die Buchstaben von Recht und Gesetz zu halten, sondern ihren Sinn zu erfüllen und die Mitmenschen durch Gottes Augen zu sehen. So wird man von der Sorge um Besitzstände befreit und auch der soziale Status wird überflüssig. Wer die Rede hört und tut, dem geht es gut, wer sie hört und nicht tut, dem ergeht es schlecht. Der aus dem Hören Handelnde wird klug, der Untätige handelt töricht, weil Gott uns Menschen für anderes geschaffen hat.
Die Mahnung ist in ihrer Eindeutigkeit klar verständlich. Und doch hilft es uns, wenn wir ein paar Informationen bedenken, die für die ersten Hörer von Jesu Rede horizonterweitender waren als für uns, die wir in einer anderen Welt leben.
Für uns ist Fels ein positiv besetzter Begriff, Sand dagegen ein eher negativ, zumindest im Zusammenhang mit Baugrund. Das ist so, weil die von Jesu erzählte Geschichte natürlich eine 2000jährige Wirkungsgeschichte in unserem Kultur- und Sprachraum hat.
Für die ersten Hörer war das nicht so eindeutig.
Beim Wort Sand dachten sie sofort an die Zusage Gottes an Abraham, dass seine Nachfahren so zahlreich wie der Sand sein sollten.
Sand steht im biblischen Zusammenhang für die schier unzählbare Größe und fast unendliche Fülle. Sand ist also nicht als solches etwas Verwerfliches. Es wird aber schwierig, wenn man sich auf diese Größe verlässt und nicht mehr auf Gott. Sei es die Größe einer Tradtion, in der man steht, sei es die Größe an Schönheit, Reichtum, Intelligenz, sei es die Größe von Macht oder Möglichkeiten. Dies führt meist vom Vertauen auf Gott, der dies erst schafft, weg. Zumindest führt es zu fatalen Fehleinschätzungen.
Anders ist es mit Fels. Felsen kommen vielfach in der Bibel vor. Die Erde wird zu Beginn der Schöpfung als fester Boden gegründet. Aus einem Felsen schlägt Mose bei der Flucht aus Ägpten lebensrettendes Wasser mitten in der Wüste. Aus Steinen errichteten Noah, Abraham, Jakob und Isaak Altäre für Gott, nachdem sich die Verheißungen Gottes an ihnen erfüllt haben. Der steinerne Tempel in Jerusalem löst das Zelt ab, in dem bisher Gott verehrt wurde.
Und in den Wettererscheinungen Regen, Flut und Sturmwind erscheint in der Bibel immer wieder Gott.
Die dazu gehörigen Geschichten sind den Hörern Jesu sofort vor Augen, wenn sie Sand und Fels hören.
Jesus stellt seine Rede also in den großen Zusammenhang der biblischen Tradition und der Geschichte des Gottesvolkes. Jeder Hörende wird somit ganz nah an Gott herangeführt. Bei jeder Einzelnen, in der Gegenwart entscheidet sich, wie diese Geschichte weitergeht.
Um genau diesen Augenblick geht es Jesus. Hinzuweisen auf die Festigkeit des Vertrauens auf Gott, mit der man auch schwere Zeiten überstehen kann. Menschen zu ermutigen, sich auf Gott zu verlassen und darum handlungsfähig zu werden.
Wir würden übrigens diese Geschichte falsch verstehen, läsen wir sie von hinten und drehten damit ihren Sinn um, wenn wir den Umkehrschluss folgerten: Wessen Haus einstürzt, der hätte sein Leben und seine Gottesbeziehung auf Sand gebaut. Vielmehr führt die Erzählung dazu, uns immer wieder und täglich neu in die Lage zu versetzen, die Rede Jesu zu hören und zu tun.
Seine Worte helfen uns, kluge Menschen zu werden und nicht törichte zu bleiben. Sie hilft uns vor allem auch in unserer Zeit, das Rechte zu tun und auf Gott zu vertrauen.

Herzliche Grüße- auch von Jutta Richter-Schröder und Gudrun Schlottmann Hardy Rheineck

 
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