Genter AltarHeiliger Geist

Ausschnitt aus der Anbetung des Lammes,

Genter Altar, S. Bavo, Gent, 1432, Jan van Eyck

 

Liebe Leserinnen und Leser,

Pfingsten feiern wir das Fest des Heiligen Geistes. Wunderbar ist er, wie eine strahlend helle Sonne, deren Wärme und Lebendigkeit alles durchdringt und am Leben erhält und erhellt. So hat Jan van Eyck den Heiligen Geist auch gemalt: unsichtbar wie das Licht, stark und wirksam wie die Sonne.

Aber mir fällt in diesem Jahr eher eine ganz andere Geschichte der Bibel ein:

Jesus trifft auf einen von bösen Geistern besessenen Menschen. Er treibt die bösen Geister aus. Als sie Jesus kommen spüren, sein Wort hören, rufen sie verzweifelt: Wohin sollen wir denn? Und Jesus gebietet ihnen, in eine Herde Schweine zu fahren. Die Schweine werden daraufhin ganz verrückt und stürzen einen Abhang hinunter. Nicht mal die Schweine wollen die bösen Geister haben.
Ich kann mir vorstellen, wie die Menschen gelacht haben. Ja, so müssten die bösen Geister am besten immer entsorgt werden!

Vielleicht fällt mir die Geschichte deshalb ein, weil die Ungeister doch immer wieder spürbar sind. Es wäre doch wunderbar -

Was hier von Jesus berichtet wird, das könnten wir doch heute auch brauchen.,

wenn Ungeist wieder irgendwo Kriege anzettelt, wenn einfach Städte und Menschen mit Raketen beschossen werden. Wo auch immer.

Wenn Mädchen daran gehindert werden, die Schule zu besuchen.

Oder wenn in unserer Stadt die Schalom-Straßenbahn, die an jüdisches Leben und jüdische Mitbürger erinnert, im Depot bleibt, weil die KVG sie nicht Angriffen aussetzen möchte.

Oder wenn Menschen bei Demonstrationen beschossen und getötet werden wie in Myanmar.
Ungeist ist Geist, der Besitz ergreift von Menschen, ihren Herzen und Gedanken. Ungeist führt weg vom Weg eines friedvollen und lebensfreundlichen Miteinanders für jeden einzelnen und für alle.

Gut, die Geister zu unterscheiden. Gut, das erkennen zu können. Gut, bewusst in einem anderen Geist leben zu dürfen.
Der Heilige Geist ist kein exklusiver Geist. Er ist für alle, die sich dem Wort Jesu öffnen, die sich, ihr eigenes Leben, diese Welt in Beziehung zu Gott sehen und so leben möchten. Pfingsten feiern wir den Heilige Geist, der auf alle herabkommt.

Es ist ein Geist, von dem der Apostel Paulus schreibt:

Es gibt zwar verschiedene Gaben, aber es ist immer derselbe Geist.
Das Wirken des Geistes zeigt sich bei jedem auf eine andere Weise.
Es geht aber immer um den Nutzen für alle
Der eine ist durch den Geist in der Lage, mit Weisheit zu reden.
Ein anderer kann Einsicht vermitteln durch denselben Geist.
Und wieder ein anderer kann die Geister unterscheiden
. (1. Kor.12)

Ob der Geist von Pfingsten auch heute noch wirkt?
Ich denke, er wirkt da, wo mit Weisheit geredet wird, um Einsicht gerungen und vermittelt wird, und wo es gelingt, die Geister zu unterscheiden.

Es sind meist lange Wege und Gespräche, und viel ist zu tun. Nicht unbedingt werden Ungeister in eine Herde Schweine fahren und so einfach verschwinden. Aber der Geist Gottes, der Heilige Geist kann in solchem Reden und Handeln strahlen und wirken. Unsichtbar wie das Licht, stark wie die Sonne.

Wir wünschen Ihnen ein frohes und hoffnungsvolles Pfingstfest.

Ihre Pfarrerinnen Gudrun Schlottmann, Hardy Rheineck und
Jutta Richter-Schröder

 
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