Sonngruß 10 01Mosaik über die Schöpfung Gottes

 

Ich ersuche euch nun, liebe Geschwister, solange die Barmherzigkeit Gottes währt, euren Leib als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen; als wohlüberlegte Gottesverehrung durch euch.Passt euch auch nicht dieser Welt an, sondern gestaltet sie in Wiedererneuerung des Sinnes um, damit ihr im Willen Gottes bleibt, im Guten und Wohlgefälligen und Vollendeten.
Römerbrief 12, 1-2

Liebe Leser*innen des Sonntagsgrußes,

was wird in dieser Zeit nicht alles von uns verlangt? Abstand voneinander halten, das Gesicht verbergen, Kontakte meiden. Würden diese Aufforderungen für sich genommen, müsste jeder christlich empfindende Mensch sofort in Widerstand dazu gehen. Jesus scheute ja auch keine Nähe und verbarg sein Angesicht nicht. Doch diese Aufforderungen stehen nicht für sich im leeren Raum, sondern sind aus einem Grund und auf ein Ziel hin so formuliert: das Wohlergehen von uns Menschen.

Ganz ähnlich ist es mit dem, was Paulus schreibt. Seinen Leib als ein Opfer hinzugeben widerspräche dem, was er sonst geschrieben hat, dass nämlich Jesus als einmaliges Opfer allen anderen Opfern ein Ende setzt, und seien sie noch so gut gemeint und noch so teuer erkauft. Das Leben kostet uns Menschen nichts mehr, und Gott verlangt auch nichts von uns, weil er uns aus reiner Herzlichkeit beschenkt. Das heißt nicht, dass unser Leben und was wir damit machen, wertlos sei. Ganz im Gegenteil! Auch hier geht es um unser Wohl.

Weil wir durch Gottes Güte frei sind von Bewertungen und folglich keinen berechenbaren Preis haben, kommt uns ein unermesslicher Wert zu. Weil wir also bei Gott so hoch im Kurs stehen, sagt Paulus, können wir unser Leben so einsetzen, dass es etwas Gutes bewirkt. So wie Jesus das vielfach auch tat.
Dieser Einsatz kann bei jeder und jedem sehr verschieden aussehen und doch aus der uns allen gemeinsamen Erfahrung der wunderbaren Barmherzigkeit Gottes heraus geschehen. So wird diese göttliche Herzlichkeit, in der alles Leben gründet, auch für die sichtbar, die sie bisher noch nicht bewusst wahrgenommen haben. Denn erreicht, berührt und bewegt hat Gott uns alle und alles, was lebt. Ihn und seine Wohltaten aber auch wahrzunehmen, darin unterscheiden wir Menschen uns. Ob und wie ein Mensch Gott begegnet, erfährt nur er selbst. Paulus warnt daher, unser Leben an Maßstäben zu messen, wie wir sie aus unserem Alltag kennen und diese Formen des Daseins als Richtschnur zu nehmen. Vielmehr sollen wir zuerst aus der Glaubenserfahrung heraus leben.

Dabei ist das Bewusstsein der eigenen Gottesgegenwart entscheidend. Das Geschehen, innerhalb dessen ein Mensch Gott empfängt, empfindet und erkennt, bezeichnet Paulus als Wiedererneuerung des Sinnes. Sie vollzieht sich tief in uns und öffnet eine Sicht in die Gedanken Gottes selbst. Ein Mensch, der Gott so in sich erlebt, kennt seinen Willen, weiß, was Gott weiß, sieht, was Gott sieht und tut, was Gott tut.

Das ist aber nicht nur etwas für wenige Auserwählte, sondern ist für jeden Menschen möglich. Denn ein jeder Mensch ist in seiner Weise gleich unmittelbar zu Gott und gleich nah an seinem Herzen. Jeder Mensch weiß, was gut ist und hat schon Gutes erfahren. Jeder Mensch lebt und jeder nutzt seinen Verstand in der ihm eigenen, von Gott verliehenen Weise. Diese bunte Vielfalt der Schöpfung macht ihren Reichtum aus. Dies zu betrachten und sich selbst als wesentlichen Teil darin zu verstehen und danach zu leben ist wahre Gottesverehrung und vollendetes Menschsein.

Herzliche Grüße- auch von Jutta Richter-Schröder und Gudrun Schlottmann -

Hardy Rheineck

 
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