Gedanken über das 17. Kapitel des 1. Buches der Könige

Liebe Gemeinde,
eine große Trockenheit kündigt der Prophet Elia an. Im Lande Israel ist das die größte Gefahr für das Leben. Wenn das Wasser ausbleibt, vertrocknen erst die Felder, dann versickern die Flüsse und zuletzt sterben auch die Menschen.
In unserem Land erlebten wir gerade das Gegenteil. Regen in bisher unbekanntem Ausmaß entfesselte gewaltige Fluten, die viele Menschen überraschten und überwältigten und ebenso viel Leid und auch den Tod in großer Zahl brachten. Wir wissen noch nicht, wieviele es sind, die bei den Unwettern der letzten Tage umkamen, aber ahnen schon, dass dies ein Umdenken und Umhandeln nach sich ziehen muss und wird.
Was die Bibel mit unserer Zeit verbindet, ist das Zurückführen solcher Katastrophen auf menschliches Tun.

Die Sintflut zu Noahs Zeiten, die Trockenheit bei Elia, sie kommen, weil Menschen etwas grundsätzlich falsch machen. Die Bibel spricht nicht von Strafe Gottes, das wäre ihr zu verkürzt. Die Bibel weist aber auf Zusammenhänge hin. In Elias Welt haben die Menschen damit begonnen, auch die letzten noch verbliebenen Wälder abzuholzen, die für den florierenden Fernhandel angelegten Felder reichen bis an den Steppenrand heran und die wachsenden Städte benötigen Raum und Brennmaterial.
Die wirtschaftliche Prosperität unter dem damaligen König Ahab und seiner aus einer phönizischen Königsfamilie entstammenden Frau Isebel, schafft großen materiellen Reichtum, aber auch soziale und ökologische Probleme, derer weder die Regierenden noch die Bevölkerung mehr Herr wird. Witwen und Waisen drohen zu verhungern. Das kann nur in einer Gesellschaft geschehen, in der die familiären und sozialen Bande gelöst wurden, die Menschen zur gegenseitigen Fürsorge anhalten. Flüsse und Brunnen trocknen aus, weil der jahreszeitliche Regen sich nicht mehr in den Wäldern sammeln kann und den Rest des Jahres langsam das kostbare Nass abgibt. Bis dahin galten die Höhen des im Ostjordanland gelegenen Gileads als waldreich. Nun wurden sie zusehends abgeholzt.
Die Erzählung führt dies auf ein falsches Denken zurück. Wo es vor allem darum geht, für sich selbst zu sorgen und seinen eigenen Wohlstand zu mehren, da lösen sich Menschen von den Grundabläufen der einen Schöpfung, die der eine Gott für alle geschaffen hat.
Elia, der Prophet, setzt dem weder eine Straf- noch eine Moralpredigt entgegen, sondern lebt vor, wie Menschen leben sollen und können. Die wenigen, aber ausreichenden Güter, die man hat, auf Hoffnung hin und gegen die Verzweiflung zu teilen, sättigt nicht nur für den Augenblick, sondern schenkt auch Zukunft. Wir würden dies heute nachhaltig nennen. Ein Scheffel Mehl und Krüglein Öl sind in ihrer Einfachheit nicht nur gesund, sondern auch genug für das tägliche Brot.
Sie eignen sich aber nicht für das Anhäufen von Reichtum. Gar nicht weit von der Gegend, in der Elia dieses Speisewunder bei der Witwe wirkt, wird später übrigens Jesus 5000 Menschen mit 7 Broten und 2 Fischen speisen.
Im Gegensatz zu den 400 Propheten des Regen- und Fruchtbarkeitsgottes Baal, die sich an der Tafel der in Prunk schwelgenden Königin Isebel verköstigen lassen und sich in völlige Abhängigkeit begeben, speist Elia mit der ausländischen Witwe und ihrem Sohn an einem einfachen Tisch ein sättigendes Brot der Freiheit, welches zwischenmenschliche Grenzen und alle Not überwindet.

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Dies ist es, wozu auch Jesus in seine Gemeinschaft aus Schwestern und Brüdern einlädt. An einem Tisch zusammen zu kommen, Brot zu teilen, den Kelch umgehen zu lassen und sich dabei vor allen anderen Dingen als Menschen zu begegnen, die Gott aneinander gewiesen hat. Wenigstens für dieses Mahl, vielleicht auch noch für längere Zeit. Wer weiß schon, wozu Gott uns noch in dieser Welt braucht und wozu wir uns gegenseitig vonnöten sind. Gerade in der Einfachheit der Dinge, die auf dem Tisch stehen, wird deutlich, das es nicht viel braucht, damit dies gelingt. Es braucht aber das Wesentliche und das ist im Brot und mit dem Kelch gegeben.
Brot spendet Kraft und der Kelch verleiht Freude. Wir brauchen nur zu essen und zu trinken um zu leben.

Mit herzlichen Grüßen- auch von Jutta Richter-Schröder und Gudrun Schlottmann- Hardy Rheineck

 
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