SONNTAGSGRUß
2. Sonntag nach Trinitatis 2021
Lukasevangelium Kapitel 14
Da einer Jesus reden hörte, der mit zu Tisch saß, sprach er zu Jesus: Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes! Jesus aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu ein. Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist schon bereit! Da fingen sie alle an, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. Und ein andrer sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. Wieder ein andrer sprach: Ich habe eine Frau geheiratet; darum kann ich nicht kommen. Und der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und Verkrüppelten und Blinden und Lahmen herein. Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da. Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde. Denn ich sage euch: Keiner der Männer, die eingeladen waren, wird mein Abendmahl schmecken.
Liebe Gemeinde,
wir hören im Evangelium die Geschichte von einem Menschen, der ein großes Abendmahl machte und viele dazu einlud.
Es klingt heute fast wie die Geschichte einer längst vergangenen Zeit. Ein großes Fest mit vielen Menschen. Wie gerne würden wir das einmal wieder erleben.

Umso härter empfinden wir wohl die ablehnenden Ausreden der Eingeladenen. Natürlich sind ihre genannten Gründe in unserer Welt alle nachvollziehbar.
Ein Acker, Ochsengespanne, eine Eheschließung.
Immobilienkauf, Mobilität und social Networking würde dies heute heißen.
Das Abendmahl des Menschen, der im Gleichnis einlädt, ist etwas weit über diesen zweifellos nützlichen und für ein erfolgreiches Leben notwendigen Tätigkeiten. Er lädt ein in einen Raum, in der die politischen Hierarchien, die Höhe des Bankkontos und der Bildungsgrad keine Rolle spielen, sondern wo Menschen sich jenseits dieser sonst so übermächtig erscheinenden Dinge begegnen können, an einem Tisch beieinander sitzen und miteinander fröhlich sind.
Wir sollten nicht der Versuchung unterliegen, dieses Gleichnis mit unseren Gottesdiensten gleichzusetzen, auch wenn wir hier oft ähnliche Erfahrungen mit dem Wegbleiben machen und uns auch bemühen, Barrieren zwischen Menschen abzubauen, soweit wir das im Blick haben und können. Jesus erzählt aber vom Reich Gottes. Und dies geht noch einmal über alle menschlichen Veranstaltungen hinaus. Er berichtet auch, dass der Mensch des Abendmahls keine Gewalt über die Geladenen hat, sie etwa zwingen kann. Er kann nur einladen. Er erträgt auch- wenngleich im Zorn- dass sie nicht kommen, sondern sich für anderes entscheiden. Er lässt ihnen diese Freiheit und verändert auch seine eigene Haltung mit dieser Erfahrung. Er öffnet dann seine Einladung für andere. Für Menschen, die erst nicht in seinem Blick waren, die er aber nun gerne bei sich hat und die dadurch geehrt werden.
Menschen, die der Einladung folgen, sehen sich selbst auf einmal auch anders. Es entsteht nämlich nach der Erzählung des Gleichnisses ein Dilemma.
Wer nicht hingeht, schmeckt das Abendmahl nicht. Das steht klar da.
Wer aber geht, findet sich unter den Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen. Vielleicht ist das der eigentliche Grund, warum die Wohlhabenden lieber wegbleiben. Sie wollen nicht zu dieser Gesellschaft dazugehören. Doch das Abendmahl des Reiches Gottes ermöglicht gerade, seine eigenen vermeintlichen oder wirklichen Unzulänglichkeiten zu sehen und anzunehmen. Das Reich Gottes ermöglicht es, beim Essen und Trinken in versehrter Gemeinschaft Gutes zu empfangen und dann neu ins Leben zu gehen.
Neu im Sehen auf mich und andere,
neu mit Kraft zu guten Taten,
neu an Leib und Seele.
Diese Erfahrung können wir schon bei der Feier unseres Abendmahls machen.
Mit herzlichen Grüßen- auch von Jutta Richter-Schröder und Gudrun Schlottmann Hardy Rheineck

 
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