Am letzten Tag, dem Höhepunkt des Sukkotfestes, hatte sich Jesus hingestellt und rief dies: „Wer durstig ist, komme zu mir und trinke, denn er vertraut darauf, dass aus dem Inneren Flüsse lebendigen Wassers fließen werden; so sagt es die Schrift.“ Dies sagte er über die Geisteskraft, die sich denen schenkt, die an ihn glauben, auch wenn der Geist noch nicht wirkt, weil Jesus ihn noch nicht ausstrahlte. JohEv. Kap 7, 37-39

Kirschbaum im Regen
Liebe Gemeinde,
am letzten Tag des Erntefestes, an dem um ein regenreiches neues Jahr gebeten wird, tritt Jesus auf und lädt alle ein, ihren Durst bei ihm zu stillen. Welche Art Durst er stillen wird, hält Jesus offen. Ist es der Durst nach dem Lebenselement, ist es die Sehnsucht nach Gott, das Verlangen nach Seelenfrieden?

Sogar der Evangelist Johannes fügt den konkreten Bezug zum Geist als Verstehenshilfe an; offenbar, weil er dies für nötig hielt.
Die Menschen, die Jesus anspricht, hatten gerade an einem Festumzug in Jerusalem teilgenommen, in dessen Verlauf Wasser der Gihonquelle in Gefäßen hinauf zum Tempel gebracht wurde. Mit dieser Zeremonie des Wasserschöpfens sollte an das lebenspendende Wasser erinnert werden, welches von Gott kommt und ohne das kein Leben möglich wäre. Nachdem der Tempel von den Römern zerstört wurde, war vielen Menschen dieser Bezug nicht mehr ganz klar.
Jesu Worte nehmen also eine Zeremonie am Tempel auf, erweitern deren Sinn aber stark ins Grundsätzliche. Weil Gott die Quelle allen Lebens ist, weil wir Menschen alles, was wir sind und haben, was wir wollen und glauben von Gott erhalten, darum fließt auch durch uns der Lebensfluss hindurch.
Zwei Dinge höre ich aus diesen Worten.
Erstens, dass alles aus Gott quillt und alles zu Gott strömt. Der Lebensfluss mag zwischendurch mäandern, sogar scheinbar wieder in die falsche Richtung laufen oder chaotisch hin und her strudeln, er mag sanft plätschern oder reißend strömen, doch Anfang und Ende sind klar bei Gott.
Zweitens, dass jeder Mensch dem Lebensfluss ein Bett bietet, ohne dass er nicht frei flösse, sondern trübe stünde. Auch in uns und durch uns fließt das Leben und mit dem Leben alle wilde Kraft, die dem Wasser eigen ist. Da gibt es lebensspendenden Regen und auch zerstörende Fluten, da treibt er eine Mühle an, dort reißt er Dämme ein,... und gestaltet doch gleichzeitig die Landschaft immer weiter um.
Wir Menschen werden mit gleicher Kraft gestaltet. Wir versuchen manches zu kanalisieren und einzudämmen, doch bezwingen oder den Lauf gar aufzuhalten vermögen wir nicht.
Den deutenden Hinweis auf die Geisteskraft, die glaubend erfahren wird, verstehe ich so, dass in uns zwar dieselbe Kraft des Lebens hindurchströmt, dass wir uns aber darin unterscheiden, ob wir ihren Ursprung und ihr Ziel kennen und ihm vertrauen oder nicht. Auch dann lebt der Mensch, auch dann hat er Anteil an den Freuden und Leiden. Es macht aber einen Unterschied. So wie Dürstende ihren Durst täglich stillen und dann wieder dürsten. Wer weiß, wo die Quelle ist und wie das Wasser fließt, lebt fröhlich auf das Morgen zu. Wer aber bangen muss, ob er morgen wieder Wasser findet, spürt schon im Heute den kommenden Durst. Jesus weist auf Gott, der es gut mit uns meint, selbst wenn wir ihn noch nicht in ganzer Füller erfahren haben.
Mit herzlichen Grüßen- auch von Jutta Richter-Schröder und Gudrun Schlottmann- Hardy Rheineck

 
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