Kantate

 Liebe Leserinnen und Leser,

Kantate, das heißt singt! So heißt der heutige schöne 4. Sonntag nach Ostern. Ach, wer das doch könnte! Unwillkürlich denke ich an die vielen Gottesdienste ohne Choral, die vielen ausgefallenen Chorproben und die vielen Chorsänger und -hörer, die das Singen jetzt so bitter vermissen. Singet dem Herrn ein neues Lied. Zum Sonntag Kantate gehört der Psalm 96, der selbst ein Liedtext ist, dessen Melodie wir nur nicht mehr kennen.

Singet dem Herrn ein neues Lied;
singet dem Herrn, alle Welt!
Singet dem Herrn und lobet seinen Namen,
verkündet von Tag zu Tag sein Heil!
Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich,
das Meer brause und was darinnen ist;
das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist;
es sollen jauchzen alle Bäume im Walde
vor dem Herrn; denn er kommt,
denn er kommt, zu richten das Erdreich.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit
und die Völker mit seiner Wahrheit.
     Psalm 96,1-3.9-13

Dieses Lied lädt nicht nur zum Singen ein, es ruft: Neue Lieder, neue Klänge sollen es sein. Probiert sie aus! Singt neue Impulse und Gedanken, neuen Mut in die Welt und in eure Herzen! Das ist gut und tut gut, gerade jetzt, wo wir uns sehnen, dass die Stagnation aufhört. Sich etwas ändert und in Bewegung kommt. Nicht nur in der Musik, auch im ganzen Lebensgefühl und in den Aufgaben unserer Zeit.

In der vergangenen Woche hat das Bundesverfassungsgericht getagt und ein neues Lied angestimmt: Maßnahmen zur Klimarettung müssen zügig geplant und umgesetzt werden. Sie dürfen nicht in die Zukunft künftiger Generationen vertagt werden.

Geklagt hatten neben Klimaschutzorganisationen Bauern aus Nepal und Bangladesch. Zwei Länder, die unter verheerenden Schlammlawinen und Überflutungen leiden. Menschen sterben, die Natur wird zerstört.

Es gilt, gemeinsam das neue Lied zu singen. Singet dem Herrn ein neues Lied, das heißt auch: Singt es gemeinsam, das neue Lied.
Ein neues Lied?
Könnte es auch eine neue Strophe für den Psalm 96 sein? Denn auch dort sollen ja alle gemeinsam das neue Lied singen:

Erde, Himmel, Meer, Feld, Bäume und alles, was darin und darauf und darunter lebt, soll brausen, jauchzen, singen. Wir, die singenden Menschen, sind eine von vielen Stimmen im großen Konzert der Schöpfung, das ist das neue Lied. Jeder Chorsänger, jeder Musiker weiß: Es kommt immer auf alle Stimmen an, auf den Gesamtklang an, auf die Harmonie. Das gelingt nur, wenn wir aufeinander hören.

Wie könnte die neue Strophe in der poetischen Sprache des Psalms heißen?

Die Gletscher des Himalaja und der Arktis -,
sie sollen strahlen im herrlichen Weiß.
Die Wale sollen singen in den Tiefen der Meere.
Die Regen sollen rauschen und fließen die Flüsse,
dass das Land fruchtbar erblüht.
Die Wälder und Felder seien erfüllt vom Gesang der Frühlingsvögel,
dem Summen der Bienen und Brummeln der Hummeln.
Und die Menschen singen mit ihnen das Lob des Schöpfers.
zu laut. Die Harmonie ist gestört.

Beim Einstimmen in das Lob des Schöpfers, in den Gesang der Schöpfung können wir mit unseren Stimmen und in unserem Denken und Handeln die Melodie des neuen Liedes lernen. Dabei ist es wichtig, auf die Stimmen der anderen zu hören, auf die Stimmen der anderen Menschen und der anderen Geschöpfe.
Ja, und warum nicht mal summen und brummeln mit Bienen und Hummeln an diesem Wochenende. Wir dürfen noch nicht zusammen singen, aber das neue Lied können wir so schon anstimmen und üben.

Wir wünschen Ihnen ein heiteres, klangvolles Frühlingswochenende
und grüßen Sie herzlich

Ihre

Gudrun Schlottmann, Hardy Rheineck und

Jutta Richter-Schröder

 
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