Wie gut ist es, dass wieder Advent ist: die Zeit des Anfangs, des Erwartens, dass die Welt ein gutes Ende nimmt, dass vor Gott anderes gilt als Macht und Geld und dass Menschenherzen durch Jesus erwärmt und erleuchtet werden.

Schon im Alten Testament, beim Propheten Sacharja stehen Worte, in denen diese Sehnsucht ausgedrückt und verheißungsvoll von Gott bestätigt wird.

Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. Denn ich will die Wagen vernichten in Ephraim und die Rosse in Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde. (Sacharja 9, 9-10)

Zuerst geht es hier um Menschen, die sich mit Jerusalem verbunden fühlen und von Zion etwas erwarten. Menschen, die den Blick einnehmen von der Innenseite dieser Stadt, in der schon damals und bis heute eine bunte Mischung aus Menschen vieler Völker leben, Menschen, die vieles trennt: die Kultur, die Religion, die Sprache, die Vorstellungen, wie gelebt und regiert werden soll; aber doch eines eint, dass sie von Gott etwas erwarten, sogar das Entscheidende erwarten, nämlich eine Änderung der Verhältnisse. Es eint die Jerusalemer jüdischen, christlichen und muslimischen Glaubens, ja sogar die Bahai, der Glaube, dass sich etwas ändern muss und sich etwas ändern wird. Es werden hier alle Menschen angesprochen, diejenigen, die leiblich in der Stadt präsent sind, aber auch diejenigen, die zur Zeit nur ihre geistliche Heimat dort haben. Sie alle sollen sich freuen. Sie sollen sich sehr freuen, ja sie sollen jauchzen.

Es fällt uns in den nördlichen Breiten, zumal Ende November vielleicht etwas schwerer, in dieses südländisch-ausgelassene Jauchzen einzustimmen. Aber auch schon eine verhaltene Freude, wie sie protestantischen Europäern nachgesagt wird, kann ja zumindest ein Anfang sein. Sie alle sollen sich freuen, weil da jemand kommt. Schau, da kommt er und er kommt zu Dir! Er ist ein König. Also einer mit Legitimation und Autorität. Nicht unbedingt mit Macht, zumindest nicht mit Macht, wie man sie kennt und wie sie oftmals ausgeübt wird.

Es ist ein König, von dem 4 Dinge gesagt werden. Er ist ein Zadik, ein Gerechter. Das ist nicht ein anderes Wort für moralisch unantastbar oder heilig, sondern es bedeutet, dass er von Gott gerecht gemacht wurde und den diese Formung durch Gott in seinem Wesen verändert hat.

Dann ist er einer, dem geholfen wird. Im Hebräischen steckt hier das gleiche Wort drin, aus dem sich auch die Namen Josuah oder Jesus ableiten und der Ruf um Gottes Hilfe: Hosianna! Der hier kommt, ist es nicht selbst, der hilft, sondern er zeichnet sich dadurch aus, dass ihm Hilfe zukommt: von Gott oder von andern Menschen, von uns? Das bleibt offen. Entscheidend ist: Was er anfängt, das führt zu einem guten Ende, da liegt Segen drauf. Es lohnt sich, dabei zu sein. Wer ihm hilft, wird es nicht bereuen.

Als drittes ist er arm. Das Wort hat eine weite Bedeutung. In unserer Welt, in der oft zählt, was einer hat und vorzeigen kann, ist es oft negativ besetzt. Wer möchte arm sein? Doch eigentlich ist es ein Wort der Freiheit, ein Wort der Gelassenheit, ein Wort großer Weisheit. Der hier kommt, weiß, dass ein Mensch selbst nicht viel braucht. Er vertraut darauf, dass das, was er zum Leben und zu allem andern nötig hat, ihm gegeben wird. Weil er noch nicht mit Dingen randvoll ist, kann er noch Gutes aufnehmen, wird er noch überrascht.

In einer materiell reichen Welt, die meint, alles schon zu wissen und zu haben, oder mindestens besorgen zu können, kommt diese Erfahrung oft zu kurz.

Als viertes noch ein Zeichen. Ein Markenzeichen. Er reitet auf einem Esel. Das Bild eines zivilen Menschen, der friedlich, ohne Hast daherkommt. Auf Augenhöhe mit denen, die ihm begegnen und ein Lächeln ihnen ins Gesicht zaubernd, weil es auch ein wenig lustig ist. Stetig, stur und trittsicher kommt er so daher. Ohne Protz, aber mit Würde und mit Ausdauer, auch anzukommen, wo er hinwill.

Wenn dieser König kommt, dann kann die Tochter Zion sich freuen. Aber nicht nur, weil dann aufgezeigt wird, wie die Veränderung der Welt zu ihrem Wohl gehen könnte, sondern weil sie geschieht. Das wird nicht mit gutem Zureden oder interessanten Ideen geschehen. Das Beharrungsvermögen der Welt ist da nach Einschätzung der Bibel zu groß. Gott übernimmt hier. Denn ICH, so geht es weiter, „denn ich will die Wagen vernichten in Ephraim und die Rosse in Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden.“ Die Zeichen der Macht werden von Gott selbst beseitigt, die Zeit der sich mächtig Fühlenden ist vorüber. Gott kommt, der wahre König kommt. Er bereitet für uns ein Reich des Friedens ohne Ende. Er ist auf dem Weg und wir sind dabei. Noch ist er nicht da, aber er kommt. Gehen wir ein Stück mit ihm. In Gedanken, in Worten, in Werken und auch mit schöner Musik und allem, was sonst noch zum Advent gehört. Mit Licht und Wärme, mit Freude und wer will mit Jauchzen. Das alles hilft uns und kommt von ihm, der uns bei seiner Ankunft dabei haben will.

 
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